Sünde Sonderung
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  • AutorenbildSabine Bobert

Sünde Sonderung



„Sünde“ wurde traditionell theologisch als ein Seinszustand verstanden und nicht auf einzelne Handlungen bezogen (ein „ontologischer“ Zustand, kein „ontischer“). Der Sinn des mit „Sünde“ Gemeinten wird gut im Wort „Sonderung“, „Absonderung“ deutlich. Ein „Sünder“ wäre so verstanden ein „Sonderling“.


Die Sonderung bezieht sich auf die Trennung von der Quelle allen Seins. Ein Sünder bzw. Sonderling erleidet einen Mangel an Sein. Er verfügt nicht mehr über die ihm bestimmte Lebensfülle.


Es besteht kein Anlass dazu, Sexualität zur vorrangigen Quelle von Sünde zu ernennen, wie beispielsweise in der frühkirchlichen und später katholisch verbreiteten Lehre von der „Erbsünde“.


Zutreffender wird das mit „Erbsünde“ Gemeinte durch die buddhistische Lehre von der „anfangslosen Unwissenheit“ auf den Punkt gebracht. Menschen, die sich der Verbindung zur Quelle nicht mehr bewusst sind, verlieren die eigentlichen menschlichen Werte und die Quelle allen Glücks aus dem Blick. Sie geben ihr getrübtes Halbwissen als Orientierung an die nächste Generation weiter. Jesus spricht diesbezüglich von „blinden Blindenführern“, die „beide in die Grube“ fallen werden (Evangelium nach Matthäus Kapitel 15 Vers 14). Niemand meint es böse, auch wenn das Ganze am Ende glücklos verläuft.


Es gibt für Sünde keine Extra-Strafe durch einen Richter-Gott. Der Verlust an Glück und Lebensqualität ist eine faktische Folge der Trennung von der Quelle. Im Menschen lebt eine tiefe Spaltung. Er hält sich für das, was andere ihm an Identität zugeschrieben haben und hat sein wahres Wesen und den Zugang dorthin vergessen. Dadurch wird er abhängig von relativen Glücksquellen.

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