Geistlicher Gehorsam - wie krank ist das denn??
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Geistlicher Gehorsam - wie krank ist das denn??


Frage von T:


Liebe Sabine,

bei der Lektüre des 3. Bandes vom hl. Paissios ["Geistiger Kampf", Prodromos Verlag] tut sich mir eine Verständnisfrage auf.

Paissios spricht von der Wichtigkeit des Gehorsams (dem Beichtvater, Altvater) gegenüber.

Gehorsam sei Erlösung. "Der größte Egoist ist jener, der seinen eigenen Gedanken folgt und

niemanden fragt. Ein solcher zerstört sich selbst. Es mag einer klug sein, superintelligent, doch

wenn er einen Eigenwillen hat, Selbstgefälligkeit und Selbstliebe, ist er ständig geplagt."

Den einfachen Priester, der Wunder wirken konnte und trotzdem die Zurechtweisung des Patriarchen

in Einfachheit hinnahm, lobt Paissios dafür, dass er "keinen Eigenwillen hatte".

Ich vermute, dass Paissios hier mit Eigenwillen nicht die Willenskraft als solche meint, von der du sprichst.


Oder würdest du hier an dieser Stelle die patriarchalischen Strukturen von geistlicher Autorität und

Gehorsam kritisch sehen? Ich bekomme diese Gedanken gerade schlecht zusammen mit dem, was

Dorothee Sölle in Phantasie und Gehorsam schreibt und was du von der Wichtigkeit der Willensschulung immer wieder betonst.

Für eine kurze Einordung/Erklärung, wie man das zusammenbekommt, wäre ich dir sehr dankbar.



Antwort von Sabine:


Lieber T.,

Ähm, finde ich auch nicht alles supi 😄


Aber stell Dir vor: Der Kulturmensch ist DAUERND gehorsam, aber einem falschen Herrscher gegenüber: den Werten in seinem Über-Ich (Ideale, Utopien, Werte).


Und genau diese Willenssteuerung muss er loslassen.

Es gelten die Werte, die man in mystischen Einheitserfahrungen macht, Werte der Gnade, aus Nahtoderfahrungen.


Der Kulturmensch ist mit seinem Willen also völlig falsch gepolt: Diszipliniert, brav, übereifrig, lebt im Vergleich, in Konkurrenz. Daraus baut er seine Persönlichkeit (sein Ich) auf.


Das muss aufhören.


Er IST schon, aber jemand ganz anderes.

Um da rauszukommen, ist ein geistlicher Lehrer tatsächlich sinnvoll.


Ich hatte das anfangs auch mit Weisungen probiert, damit die Leute wirklich tun, was ich ihnen empfehle. (Weil ich ja hellsichtig bin und sehe wo die Blockaden liegen).


Die Leute zeigten mir faktisch eine Art Vogel. Und meinten nur: "Dann geh ich eben zu Lama Ole Nydahl!" und Ähnliches.

Also sie wechseln einfach den Lehrer, wenn ihnen eine Weisung nicht passt.


Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte. Aber so wie es heute läuft, funktioniert es gar nicht.


Erst in Krisen beginnen die Leute, ehrlich zu fragen.

Und dann entsteht ein Vertrauen. Und sie beginnen tatsächlich, Empfehlungen auszuprobieren und merken, dass es ihnen damit besser geht.

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