Frage A:
Liebe Sabine,
mit Ohren so spitz wie Spock habe ich gelauscht beim gestrigen Treffen der Mystikfamilie. Wer weiß, vielleicht traue ich mich ja bald mal, selbst eine Frage zu stellen.
Ich bin derjenige, der 25 Jahre lang Geld dafür bezahlt hat, dass er auf dem Benediktushof die Klos putzen durfte.
Und das hat mich immerhin so weit gebracht, dass ich in der Lage war, mir den gesamten Mist aus Perversum und Plastiversum distanziert anzuschauen und mich dabei todunglücklich durch eben jene zwei Höllenkreise weiter treiben zu lassen.
Jetzt habe ich von dir gelernt, dass ich dringend meinen Willen schulen muss, um aus meinen Suchtstrukturen und Ego-verpanzerungen herauszukommen. Ich versuche in Fragen zu leben – das gelingt in den seltensten Fällen, aber manchmal eben doch und dann fühlt sich das sehr gut an…
Herausgekommen sind bisher viele große Pläne, aber wenige konkrete Ergebnisse – außer dem einen: ich habe mein Lehrerdeputat auf eine halbe Stelle reduziert und bin gespannt, ob ich damit über die Runden komme. Der Hintergedanke ist: ich hab jetzt mehr Zeit für eigene Projekte und ich habe einen kleinen Druck dergestalt, dass ich auf die Dauer sehen muss wie ich mich zunehmend mit eigenem Kram finanziere.
Wie auch immer, ich glaube ich bin -beunruhigenderweise- zum Fanboy mutiert und fange bald damit, an mir t-shirts mit Bobert-Sprüchen bedrucken zu lassen: „Die Uni ist tot!“ oder „Ethik ist Vampirismus!!!“ 😊
Als dein blaues Buch herauskam, habe ich das verschlungen und wir hatten da auch einen kurzen Mailaustausch. Damals hatte ich dir allerdings nicht so recht über den Weg getraut, zu ungewöhnlich war damals für mich der Gedanke, dass man sich mystische Übungen patentieren lässt und so ein offen positives Verhältnis zum Thema Geldverdienen hat…
Mittlerweile hat sich das allerdings geändert. Spätestens seit dem Buch „Raus aus der Manipulationsfalle“ (ich habe dazu auf Amazon übrigens eine kurze Rezension geschrieben) und deinen lustigen Videos über Masken und Clownerien merke ich wie sich die Puzzlestücke in meinem Kopf zusammensetzen und ich glaube, dass ich jetzt mit deinen Impulsen auf einem deutlich besseren Weg bin als vorher.
Viele Grüße
A.
Antwort Sabine:
Lieber A.,
Oh! Benediktushof Klos putzen.
Also Du kannst auch bei mir hier in Kiel Urlaub machen, ich hab auch 2 Klohooos! :-D
Nee, Erleuchtung ist genau das Gegenteil: "Ich muss nicht besser werden."
oder meditier 2 Wochen den Satz "Ich bin am Ziel. Ich habe alles erreicht."
Daraus entsteht die Gelassenheit, das sich endlich sein lassen (und das Überich ins Klo stopfen!), um die es geht.
Es endet der Verbersserungs- und Pädagogikwahn und der Wahn aller Utopisten (Pissten), dass die Gegenwart mies sei, aber die Zukunft garantiert besser werde. Ein ewiger Kampf, ewiges Nörgeln, ewiges Ethisieren.
Es geht darum, wach zu werden wie eine Wildkatze. Sie meidet nicht unbedingt die Kultur. Aber sie kennt ihre Feinde und wer Verbündeter werden könnte.
Sei das, was Du warst: Wild, wach, würdig :-D
Nach all den kulturellen Demütigungen, die man ertragen soll, um endlich DAZU zu gehören - zu den anderen Gedemütigten, die auch voll Ressentiments und Unzufriedenheit mit sich und allem gestopft wurden -
endlich KEINE KLOS mehr putzen.
Irgendwo !!! sitzen. Meide "heiligen Orte".
Herzliche Grüße und nochmal Danke für Deine lieben Zeilen
Sabine :-D
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